Die Macher hinter den Kulissen: Wie transatlantische Netzwerke heimlich die Demokratie unterwandern (German Edition) by Hermann Ploppa

Die Macher hinter den Kulissen: Wie transatlantische Netzwerke heimlich die Demokratie unterwandern (German Edition) by Hermann Ploppa

Autor:Hermann Ploppa [Ploppa, Hermann]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Nomen Verlag
veröffentlicht: 2015-08-12T00:00:00+00:00


Deutschland fest in transatlantischer und marktradikaler Hand?

„Es ist uns egal, wer regiert.“

Günter Thielen, ehemaliger Vorsitzender der Bertelsmann-Stiftung119

Der Mauerfall vom November 1989 war zugleich ein Dammbruch: Politisch. Sozial. Wirtschaftlich. Moralisch-ethisch. Kein Stein blieb mehr auf dem anderen, nicht nur bei der Graffitibeschmierten Zonengrenzen-Mauer. Das war die Stunde einer neuen Kaste: nämlich der Kaste der Unternehmensberater und Privatisierungsgewinner.

Und der Mauerfall traf die Bürger in Ost und West gleichermaßen überraschend, in der Art eines Schocks. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl setzte sich mit dem Führer der Sowjetunion, Michael Gorbatschow, zusammen. Gorbatschow brauchte Geld, viel Geld. Wie er Kohl unmissverständlich deutlich machte, war die Sowjetunion pleite. Die Preise für Gas und Rohöl, nach wie vor die wichtigste Exporteinnahme des Sowjetreichs, waren weltweit in den Keller gerutscht. Der Afghanistan-Krieg, in den Zbigniew Brzeziński Gorbatschows Amtsvorgänger Breschnew gelockt hatte, war zu einem Fass ohne Boden geworden; das Reaktorunglück von Tschernobyl verbrannte unglaubliche Summen. Und schließlich belief sich der volkswirtschaftliche Schaden durch die weit verbreitete Trunksucht im Arbeiter- und Bauernparadies jährlich schätzungsweise auf 10 Milliarden Dollar.120

Gorbatschow ließ durchblicken, er könne sich von der DDR trennen, wenn Kohl und die deutschen Banken der siechen Sowjetunion mit einer größeren Geldsumme aushelfen würden. Die Amerikaner waren den Sowjets diesmal nämlich nicht, wie so viele Male zuvor, zu Hilfe geeilt mit Geld und Management-Know-how. Ganz offensichtlich brauchten die US-Oligarchen die Sowjetunion nicht länger, sondern wollten die Bodenschätze des Sowjetreichs jetzt lieber in eigener Regie ausbeuten. Kohl und die deutschen Banken halfen dem klammen Gorbatschow, und die DDR ging nun in den Besitz der westlichen Geldgeber über.

Die Ostdeutschen durften einen kurzen Sommer der Anarchie feiern, bevor sich die West-Luxuswagen frech auf die Fußgängerzonen des Alexanderplatzes stellten, womit auch dem letzten DDR-Bürger deutlich gemacht wurde, wer ab jetzt Herr im Hause ist. Doch noch heute gibt es Mitmenschen in der ehemaligen DDR, die glauben, sie hätten durch den Druck der Straße die SED-Nomenklatura verjagt.

Dabei stand das Volksvermögen der DDR schon lange auf dem Speiseplan westlicher Konjunkturritter. Während man nun durch die einschlägigen Medien Wessis gegen Ossis hetzte und zudem die Bürger der Ex-DDR gegeneinander ausspielte und verunsicherte durch den Pauschalverdacht, Stasi-Spitzel gewesen zu sein, konnten die westdeutschen und die amerikanischen Spekulanten ungestört das Vermögen des nach der Schweiz zweitgrößten Genossenschaftsstaates Europas filetieren. Dabei war natürlich auch unerlässlich, das in der DDR vom Volk angehäufte Vermögen für schrottreif zu erklären und sich in die Pose des selbstlosen Retters von eigentlich nicht zu rettenden Sachwerten zu schmeißen.

Die neuen Eroberer aus dem Westen hatten meistens noch weniger Ahnung von den Eigenheiten der ostdeutschen Regionen als die verschüchterten bettelarmen sowjetischen Besatzungssoldaten aus Kirgisien. Aber dafür wussten sie alles besser und führten sich auf wie sturzbesoffene Gutsherren.121 Junge Milchbuben, gerade fertig mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre, spielten im „Wilden Osten“ Unternehmensberater, ausstaffiert mit astronomischen Stundenlöhnen. Die neuen Stars der lukrativen Privatisierung volkseigener Betriebe kamen von McKinsey, KPMG oder Treuarbeit. Alleine im Jahre 1992 mussten die Steuerzahler 450 Millionen DM West für diese Beratungen der Treuhand ausgeben.

Die Treuhand: Ursprünglich sollte jene Behörde den Ost-Betrieben helfen, sanft im neuen kapitalistischen



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